09.11.2020

Open Data Studierendenprojekt

Potentiale und Anwendungsbeispiele für Open Data in der Brandenburger Landesverwaltung untersuchen - das war die Aufgabenstellung eines unserer durchgeführten Studenten-Praxisprojekte im Sommersemester 2020.

(v.l.n.r. Cornelius Everding - E-Govermment Chief Process Innovation Officer (CPIO) Ministerium des Innern und für Kommunales; Johanna Weidel - Ministerium des Innern und für Kommunales; Tim Müller - studentischer Projektmitarbeiter; Martin Koll - Mitarbeiter LSWI;  Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Norbert Gronau - Lehrstuhlinhaber LSWI)

Projektseminar am LSWI

Praxiserfahrung mit Leistungspunkten und erste Einblicke in die Arbeitswelt erfahren - als stark vernetzte wissenschaftliche Einrichtung bietet der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, Prozesse und Systeme den Lehrenden und Studierenden hervorragende Möglichkeiten für eine Kooperation mit externen Partnern aus der Praxis.

Projektpartner im Sommersemester 2020: Der LSWI und das Ministerium für Inneres und Kommunales

Im vergangenen Sommersemester 2020 untersuchte eine Gruppe von Studierenden Potentiale und Anwendungsbeispiele für Open Data in der Brandenburger Landesverwaltung. In Kooperation mit dem Ministerium für Inneres und Kommunales wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedlicher Behörden und Landesbetriebe durch Studierende interviewt. Projektpartner waren unter anderem der Geobasisdienst, das Landesamt für Straßenwesen, das Landesamt für Soziales und Versorgung und der Landesbetrieb Forst.

Open Governmental Data

Open Data - das ist die kostenfreie, einschränkungsfreie und eindeutig lizensierte Veröffentlichung von Verwaltungsdaten, die keine Personenangaben enthalten.

Das Potenzial von Open Governmental Data nutzen

Im Bezug auf Offene Verwaltungsdaten, international auch als Open Governmental Data bezeichnet, wird an vielen Stellen schon gute Arbeit geleistet. Teilweise veröffentlichen die Behörden bereits Informationen z.B. über eigene Portale oder das Brandenburger Datenportal mit dem klingenden Namen „Datenadler“. An anderen Stellen könnten durch Verwendung standardisierter und international anerkannter Open Data Lizenzen schnell Verbesserungen bei der Informationsbereitstellung erreicht werden.

Der Bedarf nach einer übergreifenden Datenstrategie

Insgesamt bedarf es eine übergreifende Datenstrategie für das Land und seinen Einrichtungen zu entwerfen und langfristig die Regelungen gesetzlich fest zu legen um sich auf diese Weise an international ausgehandelten Standards anzugleichen. Aktuell sind der Arbeitsebene häufig die Hände gebunden - meist durch widersprechende Vorgaben oder interne Anweisungen. Gleichzeitig fehlt ein allgemeines Bewusstsein bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass Open Data positive Auswirkungen auf interne und externe Kommunikation von Arbeitsergebnisse liefern kann und zusätzliche Anreize für die Wirtschaft setzt (Leseempfehlung: Die wichtigsten Fakten zu Open Data). Vor allem Unternehmen könnten von Open Data profitieren und bei richtiger Lizenzverwendung die bereitgestellten Daten nutzen um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Drei Thesen des Studierendenseminars

1. Offene Verwaltungsdaten können die Interaktion mit der Bevölkerung und Wirtschaft erleichtern und informierte Diskussionen zu Verwaltungsentscheidungen ermöglichen.

2. Offene Verwaltungsdaten können zu Innovationen und neuen Erkenntnissen führen.

3. Offene Verwaltungsdaten können verwaltungsinterne Arbeitsabläufe verbessern.

Vorgehen im Projekt

Um für die öffentliche und verwaltungsinterne Diskussion die drei Thesen zu unterstreichen, entwickelten die am Seminar teilnehmenden Studierenden praktische Anwendungsbeispiele.

Verwaltungsentscheidung mit Open Data: B96 und die Stadt Fürstenberg

Fürstenberg gehört zu den größten Nadelöhren zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Berlin. Schon seit Jahren schwelt der Streit um eine geplante Ortsumgehung. Während das Land Brandenburg derzeit unterschiedliche Varianten der Ortsumgebung prüft, haben unsere Studierenden offene Verwaltungsdaten genutzt um konkrete Aussagen über den Verkehr treffen zu können. Als Anwendungsbeispiel wurde unter Nutzung des kostenfreien Open Source Programms A/B Street frei zugängliche Daten (Open Data) aus OpenStreetMap mit Verwaltungsdaten aus dem Landesbetrieb Straßenwesen verknüpft. Das Program ermöglicht die Simulation des Verkehrs von ganzen Städten und die Möglichkeit Änderungen wie beispielsweise die Einführung von Tempo 30 Zonen, Sperrung von Straßen oder der Einrichtung von Radwegen zu testen und deren Auswirkungen zu „erleben“. Im Ergebnis simulierten unsere Studierende die Verkehrszählung der Stadt Fürstenberg und der Bundesstraße B96. 

Innovation durch Open Data: Ein Prototyp für eine Waldbrand-App

Brandenburg mit seinen ausgedehnten Kiefernwäldern, geringem Niederschlag und leichten Sandböden ist bundesweit das Land mit der höchsten Waldbrandgefährdung. Ein Drittel aller Waldbrände Deutschlands ereignen sich hier. Durchschnittlich brennt es im Wald jährlich mehrere hundert Mal. Offene Verwaltungsdaten wurden in diesem Kontext genutzt um Innovationen und neue Erkenntnisse zu fördern: In einem Prototypen für eine Waldbrand-App für die Brandenburger Feuerwehren zeigten die Studierenden Potenziale von Open Data auf. Im Rahmen der Waldbrandbekämpfung kann diese Informationen zu Löschwasserentnahmestellen oder Befahrbarkeit von Wegen (Offline und Ortsgenau) bereitstellen - Informationen, die der Landesbetrieb Forst schon vielfach sammelt und gerne zur Verfügung stellt. Wir bedanken uns an dieser Stelle für den fachlichen Input der Landesfeuerwehrschule in Eisenhüttenstadt.

Open Data und verwaltungsinterne Arbeitsabläufe: Schädlingsbekämpfung aus der Luft

Die Larven oder Raupen des Eichenprozessionsspinners können die Gesundheit von Eichen, Menschen und Tieren erheblich beeinträchtigen. Zur Schädlingsbekämpfung aus der Luft werden häufig Drohnen herangezogen. Jedoch soll beim Besprühen von Eichenprozssionsspinnernestern darauf geachtet werden, dass keine sozialen Einrichtungen wie Schulen oder Seniorenheime im Einsatzgebiet liegen. Unsere Studierenden zeigten an dem Einsatzbeispiel von Open Data wie Informationen der Schulämter und Sozialbehörden genutzt werden können um verwaltungsinterne Arbeitsabläufe zu optimieren und Gefahren für die Bevölkerung zu minimieren. 

Kooperieren Sie mit uns! 

Am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, Prozesse und Systeme untersuchen wir Instrumente wie Open Data und analysieren die Auswirkungen auf Arbeitsprozesse. Wir sind stetig um einen konstanten Austausch zwischen Forschung und Praxis bemüht. Kontaktieren Sie uns für Kooperationspartnerschaften und gestalten Sie den Fortschritt der Datenverwaltung mit uns gemeinsam.